Wieviele Straßen

Wieviele Straßen muß ich noch gehen,
Um den Weg zu dir richtig zu verstehen,
Weinend, lachend und mit Flehen
Auf der Zunge und im Herzen,
Um im Tanze mich zu drehen,
Um in Mond die Sonne zu sehen,
Um in deinem Wind zu wehen,

Wieviel Angst muß ich noch lassen,
Wieviel Haß ich noch hassen,
Singend, betend und im Fassen
Wahrer Worte meines Herzens,
Um das Licht nich zu verpassen,
Um die Zeit mit ihren krassen
Widersprüchen zu erfassen,

Wieviel Liebe muß ich erben,
Um den Tod vorm Tod zu sterben,
Sehnend, bittend und durch Gerben
Meiner Haut und meines Herzens,
Um in deiner Rinde Kerben
Meine Seele weiß zu färben
Und zu kitten alle Scherben,

Wieviel Wahrheit muß ich schmecken,
Um mich nicht mehr zu verstecken,
Suchend, lernend und durch Wecken
Meiner Sinne, meines Herzens,
Um die Lügen hinter Hacken
Nicht durch Ausflucht zu verdecken,
Um heilsamen Honig zu lecken,

Laß mich nicht mehr länger warten,
Zeig mir deinen Friedensgarten,
Laß mich nicht mehr länger warten,
Öffne mir den Liebesgarten.